VirtualDJ Einstellungen finden und von Windows zum MAC übertragen

erstellt am 19.05.2023 | Christian
editiert am 27.05.2023

die Aufgabenstellung

Kürzlich gab es in unserer Runde eine hitzige Diskussion zum Thema: "Wo speichert VDJ eigentlich die CUE-Punkte ab?"

Da sich ein Kollege, der bisher mit einem Windows-Gerät unterwegs ist, nun einen Apple zugelegt hat, möchte er natürlich auch alle Einstellungen samt Titeldatenbank und gesetzten CUE-Points zum MAC mitnehmen.

Das ist ganz offensichtlich nicht so einfach.

Der Kollege ging zu einem "Spezialisten" und ließ sich Virtual DJ vom Windows-Notebook zum Apple MacBook "spiegeln".

Ich setze Spezialist und spiegeln in Gänsefüßchen - nicht aus mangelndem Respekt, sondern weil ich annehme, dass sich der Spazialist wahrscheinlich mit Apple auskennt, sicher auch mit Windows, aber möglicherweise aber nicht mit VirtualDJ. Was genau beim "spiegeln" gemacht wurde, weiß ich nicht, denn ich war nicht dabei.

Da ich nun gefragt wurde, ob ich da was machen könne, denn ich würde mich doch auch gut auskennen - nahm ich die Herausforderung an.

Tatsache ist, ich selbst nutze Windows schon seit Version 3.0 und hatte bis jetzt noch nie (!) an einem Mac gearbeitet. VirtualDJ nutze ich seit Version 6 und dachte zumindest, ich wüsste Bescheid. 

Problem Nr. 1 - der Einstellungsordner

Jeder, der schon länger mit VirtualDJ arbeitet, kennt den VirtualDJ-Ordner, in dem sich - in etlichen Unterordnern verteilt - diverse Einstellungen verbergen.

Bisher lag dieser unter C:\Users\{Benutzername}\Dokumente\VirtualDJ

Dort findet man u. a. die Mappings für die verwendeten Controller, die History, die Plugins, die heruntergeladenen Skins, die Datenbank, die Einstellungen (die gesetzten Optionen in VDJ) usw. usw.

Mit einer der letzten neuen Versions-Updates, irgendwann zu Beginn des Jahres 2023 änderte sich dieser Speicherort. Leider bekam das kaum jemand mit. Erst, als einige Einträge in der History fehlten (genauer gesagt, alles vor 2023) ging ich auf die Suche, um den Kram wiederzufinden.

Kurzum, der neue Speicherort ist hier: C:\Users\{Benutzername}\AppData\Local\VirtualDJ

Schwierigkeit hier: der Ordner AppData ist standardmäßig versteckt. Man muss ihn in der Adressleiste von Hand eingeben, oder im Explorer die ausgeblendeten Elemente anzeigen lassen. 

AppData-Ordner einblenden in Windows 11

Problem Nr. 2 - die Datenbank

So, wer nun denkt: "Da hab ich nun alles beisammen, was ich brauche.", irrt gewaltig. Denn zwar findet sich hier neben der settings.xml, in der die ganzen Programmeinstellungen hinterlegt sind auch die database.xml, die den gesamten Musikbestand der Festplatte enthält, aber eben nur dieser einen Festplatte.

Wer nur diese Datenbank auf einen neuen Rechner überträgt, dem fehlt meist der größte Teil. Denn VDJ schreibt auf jede Platte/Partition eine eigene database.xml.

Und die meisten Kollegen, die ich kenne, speichern ihren Musikbestand nicht unter c:\...user\Musik... ab, sondern haben dafür eine eigene Festplatte oder, wenn das Notebook nur einen Einbauplatz hat, eine zweite Partition.

Das haben sich eingefleischte Windows-Nutzer irgendwann mal so angewöhnt. Früher, als man Windows noch regelmäßig neu installieren musste oder wollte (die Älteren erinnern sich sicher), speicherte man alles, was unter "Eigene Dateien" lag, eben auf der zweiten Platte mit Namen D:\, damit die Daten dort liegen bleiben konnten, auch wenn "format c:" fällig wurde. Und dieses Verhalten wurde Neulingen auch immer als wichtiger Ratschlag mitgegeben. Auch, wenn diese gar nicht mehr wissen, warum. Ich mache das nach wie vor so, weil mein Sicherungskonzept für die Windows- bzw. Datenpartition eben anders aussieht. Das ist aber ein anderes Thema ...

Wer heute am DJ-Rechner eine externe Platte per USB nutzt, hat es eben auch mit einem anderen Laufwerksbuchstaben zu tun.

Wer nun zweifelt, sucht mal bitte im AppData-Ordner (siehe Oben) die database.xml und schaut sich die Dateigröße an. Bei mir ist sie nicht einmal 3 MB groß. Bei Kollegen sah ich schon welche mit wenigen 100 KB.

Und nun schaut mal auf eurer Musikplatte nach. Dort findet man einen Ordner VirtualDJ direkt im Hauptverzeichnis. D:\VirtualDJ ​Und in diesem liegt noch eine Datenbankdatei. Bei mir ist diese gut 80 MB groß.

Da das für alle Laufwerke gilt, liegt auch auf jedem USB-Stick, auf dem VDJ auch nur einen einzelnen Musiktitel findet, eine eigene Datenbankdatei.

Bei der Übertragung vom Musik-Notebook zum Backup-System sollte man also dafür sorgen, dass der Laufwerksbuchstabe für das Musiklaufwerk gleich bleibt. dann findet VDJ auf beiden Rechnern seine Musikdateien sehr einfach wieder.

Ändert sich der Speicherort doch einmal, zb. von E: nach D:, dann lässt sich die database.xml auch bearbeiten. Ich nutze hierfür gern den Notepad++ Editor, der normale Windows-Editor tut es aber auch. Wichtig ist auch hier der Hinweis, erst VDJ schließen und eine Kopie der Datenbank anlegen. Dann erst die database.xml öffnen und mit "Suchen / ersetzen" alle Zeichenketten mit E:\ nach D:\ ändern lassen. 

So findet VDJ alle Dateien schnell wieder.

Problem Nr. 3 - die CUE-Punkte

Wie eingangs erwähnt, wurde hitzig diskutiert, wie VDJ mit den CUE-Punkten umgeht. Das ist gar nicht so einfach zu verstehen.

Ein Video-DJ-Kollege, der viele Musikvideos auf einem speziellen Video-Portal für DJs bezieht, war der Meinung VirtualDJ speichert alle CUE-Punkte direkt in der Musik-/Videodatei mit ab, wenn man denn die Option eingestellt hat, dass Änderungen an der Datenbank sofort in die ID3-Tags der Musikdateien geschrieben werden. Genau das war auch mein Verständnis.

Ich habe mir mal eine Musik- und eine Video-Datei von ihm zusenden lassen. Und siehe da, in der Video-Datei waren mehrere CUEs gesetzt und die Musikdatei kam ohne CUE-Punkte. Das heißt, die Videos kamen schon vorbereitet mit CUEs aus dem Video-Pool, die selbst gesetzten CUEs in der Musikdatei wurden von VDJ nicht in die Datei geschrieben. Ganz offensichtlich - und nachprüfbar - verwaltet VDJ die CUEs ausschließlich innerhalb seiner database.xml Dateien. Dort kann man die CUE-Punkte für die einzelnen Titel finden.

Interessanterweise geht VDJ recht innovativ mit den CUE-Punkten um. Kopiert man eine Musikdatei auf einen anderen Datenträger (Stick o. ä.), dann wird VDJ beim ersten Erkennen des Titels auf dem Datenträger dort die ..\VirtualDJ\settings.xml anlegen. Und wenn die Datei schon bekannt ist (also gleiche Dateigröße, exakt geicher Name usw.) dann werden die CUE-Punkte aus der vorhandenen Datenbank in die neue Datenbank auf dem Zieldatenträger übertragen.

Ich habe einige Test durchgeführt, um dieses Verhalten zu verstehen. Es ist egal, ob man aus VDJ heraus per Rechtsklick Dateien auf eine andere Platte kopiert oder ob man das bei geschlossenem VDJ per Windows-Explorer macht. Die CUEs kommen in der database.xml an, wenn VDJ die Files wiedererkennt.

Beispiel eines Song-Eintrages in der database.xml. Hier speichert VDJ die CUE-Punkte

Problem Nr. 4 - das Apple MacBook

Und genau hier lauert nun das Problem beim Übertragen auf einen MAC.

Zum Ersten basiert das Apple Betriebssystem nicht auf DOS oder Windows, sondern ist eher ein sehr spezielles, vernageltes Linux. Ja, ja, schon gut, die Apple-Fanboys werden sich jetzt beschweren - ist mir aber egal. 

Mag sein, dass es mehr ist als das, aber führt eben dazu, dass es keine Laufwerksbuchstaben gibt, und meistens eben auch keine zweite Platte oder Partition. Die Verzeichnisstruktur ähnelt viel eher einem Linux, so dass Pfadangaben eben anders aussehen.

Im Beispiel eben: /users/{Benutzer}/....

Man könnte nun ganz einfach alle Musikdateien vom Windows-Rechner zum MAC kopieren, die settings.xml mitnehmen und die Pfadangaben entsprechend anpassen.

Aber auch hier versteckt VirtualDJ seinen Einstellungs-Ordner so, dass man ihn ohne Hilfe nicht findet. Mit einem kleinen Trick kam ich ihm aber auf die Schliche:

VirtualDJ hat eine Funktion, mit der man die Einstellungen in eine ZIP-Datei sichern kann. Diese Funktion findet man links unten neben dem Browserfenster. Sichert man am MAC nun die Einstellungen, wird die ZIP erzeugt und der Ordner mit den Backups wird geöffnet. In diesem Ordner kann man nun am unteren Rand - ähnlich wie im Windows-Explorer, dort nur am oberen Rand - den genauen Pfad bis zum Backup-Ordner sehen und auch anklicken. Klickt man auf .../VirtualDJ/... , öffnet sich der wohlbekannte Einstellungsordner.

Hier findet sich die settings.xml und auch die database.xml. 

Im vorliegenden Fall habe ich von diesem Ordner einen Alias erstellt und auf den Desktop (heißt der beim Mac auch so?) verschoben. So kommt man jederzeit schnell heran, ganz ohne Suchen. Habe ich unter Windows seit der Änderung mit dem AppData-Ordner auch so ähnlich gemacht. Was beim Mac ein Alias ist, heißt unter Windows Verknüpfung.


Übrigens funktioniert der Trick mit dem Backup auch unter Windows. Ich habe das grade mal getestet. Sobald die ZIP-Datei fertig erstellt ist, öffnet sich der Ordner mit den Backups.

geöffneter Backup-Ordner
ein Klick in die Adress-Zeile offenbart den vollständigen Pfad - fertig zum Kopieren

die Lösung ...

... ist also eigentlich ganz einfach:

  1. VDJ am Mac installieren, ausführen - Settings-Ordner mit Ihnhalt wird erstellt
  2. Einstellungs-Backup ausführen und vom angezeigten Settings-Ordner einen Alias auf dem Desktop anlegen
  3. VDJ schließen
  4. Musik von der externen Sicherungsplatte auf den MAC schaufeln, zb. nach /user/dj-xyz/Musik 
  5. database.xml öffnen und alle Pfadangaben von d:\Musik nach /user/dj-xyz/Musik ändern
  6. database.xml in den Settings-Ordner kopieren, vorhandene ggf. überschreiben (war ja eh noch leer...)
  7. VDJ starten und prüfen, ob die Dateien gefunden werden und die CUE-Punkte noch da sind

Ich werden das am kommenden Sonntag testen und noch einen kleinen Abschlussbericht verfassen.

Nachtrag

Also, das klappt tatsächlich. Zu beachten ist aber, dass Windows als Trenner in den Pfadangaben den sog. Backslash "\" nutzt - am Apple jedoch, genau wie unter UNIX/Linux, der Slash "/" benutzt wird.

Das führt dazu, dass die Pfadangaben in der database.xml nun etwas schräg aussehen.

Aus D:\Musik\2023\Charts\...
wird /users/{Benutzer}\Musik\2013\Charts\...

Meine Sorge, dass sich VDJ daran verschlucken könnte, blieb unberechtigt. Unmittelbar mit dem Start von VDJ waren alle CUES, Farben und sonstige Datenbank-Einstellungen wieder vorhanden.

Man könnte theoretisch auch die \ durch / ersetzen. Das habe ich mich aber nicht getraut, weil ich nicht wusste, ob innerhalb der XML-Struktur der Backslash noch mal irgendwo vorkommt, wo der nicht ersetzt werden darf. Wer das testen möchte, sollte die Datei vorher unbedingt gesichert haben. 

Eine Rückwärts-Änderung von / nach \ geht jedenfalls nicht, weil auch sämtliche XML-Tags mit dem / beginnend geschlossen werden.

Beispiel: <comment>Kommentar zum Titel</Comment>

Diese dürfen nicht durch \ ersetzt werden. Dann ist die Struktur nicht mehr XML-konform.

Also ...

... Auftrag erfüllt und wieder jemanden sehr glücklich gemacht.

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